Hochhaus Light: Wachstumsschub im Holzbau?

Dialog Holzbau von proHolz OÖ und der Landesinnung Holzbau: European Green Deal, EU-Taxonomie und deren Auswirkungen auf Holz und Bau

Holzhochhaus Pi
Holzhochhaus Pi © Duplex Architekten AG, Visualisierung: Filippo Bolognese
Dialog Holzbau: Veranstalter, Vortragende und Wirtschaftslandesrat
v. l.: Geschäftsführer Markus Hofer, Architekt Martin Kostelezky, Martin Löcker, COO UBM, Landesrat Markus Achleitner, proHolz-Obmann Georg A. Starhemberg, Holzbauinnungsmeister Josef Frauscher © A. Röbl
v. l.: Rudolf Ortner, Geschäftsführer LOC-Holz , LR Markus Achleitner, Stefanie Huber, Vorstandsvorsitzende, Allgemeinen Sparkasse OÖ, Markus Obermüller, Geschäftsführer Brüder Resch
v. l.: Rudolf Ortner, Geschäftsführer LOC-Holz , LR Markus Achleitner, Stefanie Huber, Vorstandsvorsitzende, Allgemeinen Sparkasse OÖ, Markus Obermüller, Geschäftsführer Brüder Resch © A. Röbl

10.02.2023

Bis 2050 will die EU klimaneutral werden und muss daher den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen drastisch reduzieren. Um die Klima- und Energieziele des European Green Deal zu erfüllen, ist eine gezielte Lenkung von Investitionsströmen in ökologisch nachhaltige Projekte erforderlich. Die EU-Taxonomie-Verordnung soll hier für mehr Transparenz sorgen und ist ein wichtiges Instrument, um bewerten zu können, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) stehen ebenso vor ihrer breiten Einführung.

Die Nachfrage nach ökologischen Immobilien-Investments ist schon hoch und wird wohl weiter steigen. Der Holzbau wird für Immobilienentwickler und Investoren angesichts dieser Entwicklungen noch attraktiver. Überall auf der Welt und besonders im deutschsprachigen Raum entstehen in den nächsten Jahren Holzbauprojekte in einer Größenordnung, die die Branche bisher nicht kannte. Ganze Stadtquartiere mit zehntausenden Quadratmetern Nutzfläche werden in Holz- und Holzhybridbauweise errichtet. Der Holzbau ist somit mitten in einer entscheidenden Phase.


Börsennotiertes Unternehmen setzt auf Holz

Das börsennotierte Unternehmen UBM Development mit Hauptsitz in Wien legt sein Hauptaugenmerk auf die Immobilenentwicklung im Bereich Green Building und Smart Building. UBM will führender Holzbauentwickler in Europa werden. Derzeit arbeitet das Unternehmen an großvolumigen Holzbauprojekten in Wien, Berlin, München oder Prag. Martin Löcker, COO von UBM, zeigte beim Dialog Holzbau von proHolz OÖ und Landesinnung Holzbau OÖ die Chancen und Potenziale des Holzbaus aus Sicht eines Projektentwicklers vor dem Hintergrund der Taxonomie auf. In seinem Impulsvortrag berichtete er über die bis 2027 geplante Umsetzung von Holz- und Holzhybridbauten mit einer Gesamtfläche von insgesamt 180.000 Quadratmetern durch sein Unternehmen.


Großprojekte im Holzbau: Projekt Pi

Ein besonders spannendes Beispiel für ein großvolumiges Holzbauprojekt präsentierte Martin Kostelezky von den Duplex Architekten. Seit seiner Gründung im Jahr 2007 in Zürich konnte das junge Architekturbüro bereits mehrere hoch beachtete Bauten umsetzen. Das 55-köpfige Team arbeitet mittlerweile an 4 Standorten in 3 Ländern. Gewohntes wird in ihrer Arbeit konsequent in Frage gestellt, soziale Aspekte der Architektur werden stets berücksichtigt. Ihr Konzept für das Holzhochhaus Pi in Zug/Schweiz fand international große Beachtung. Der Wettbewerbsbeitrag für einen 80 Meter hohen Holzturm verbindet eine effiziente Tragstruktur aus Holz mit einer großen Vielfalt an Wohnungstypen und Gemeinschaftsangeboten. Die Fertigstellung soll bis 2027 erfolgen. Die Fülle an neuen Ideen, die dieses und weitere vorgestellte Holzbauprojekte des Büros beinhalten, ist beeindruckend und beispielgebend.


Podiumsdiskussion: Ist die Zeit für Großbauprojekte im Holzbau gekommen?

Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner unterstrich in der Podiumsdiskussion die Bedeutung der Branche für die heimische Wirtschaft: „Fast jeder 15. in Oberösterreich erwirtschaftete Euro ist unmittelbar oder mittelbar auf die Forst- und Holzwirtschaft zurückzuführen. Die oö. Holzbranche sorgt für Innovationen rund um den nachhaltigen Rohstoff Holz. Damit sichert sie entlang der Wertschöpfungskette — vom Baum bis zum Möbelstück — 70.000 Arbeitsplätze.“

Stefanie Huber, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ, zeigte auf, dass Taxonomie und Nachhaltigkeit bei Finanzierungsgesprächen schon fixer Bestandteil sind.

„Als Dienstleister bereitet man schon jetzt KMU auf das Thema vor.“  Denn es sei absehbar, dass die Bestimmungen langfristig auch für sie gelten werden. Huber: „Nachhaltige Geschäftstätigkeit soll zur Normalität werden, was für nicht nachhaltige Finanzierungen bedeutet, dass diese perspektivisch aus regulatorischen Erfordernissen heraus mit Aufschlägen konfrontiert sein werden.“

Markus Obermüller, Holzbauverantwortlicher Fa. Brüder Resch, berichtete über Großprojekte im Raum München, an denen sie gerade arbeiten. Die oö. Holzbauunternehmen wären für Großprojekte in Holzbauweise in dieser Größenordnung gerüstet. Rudolf Ortner von LOC-Holz startete in Arbing, Bezirk Perg, im Herbst 2022 die erste Brettsperrholzproduktion in OÖ. Sein Stammsägewerk, aus dem sich der Betrieb zusammen mit drei Partnerunternehmen entwickelt hat, gibt es seit 800 Jahren. Die Firma steht damit exemplarisch für die Entwicklung einer ganzen Branche.


In der Diskussion wurde die große Dynamik bei der Nachfrage von nachhaltigen Finanzprodukten behandelt. Der Vorteil des Holzbaus liegt in Zeiten eines wieder höheren Zinsniveaus aus Sicht der Immobilienentwickler nicht in einem geringfügig geringeren Zinssatz, sondern vor allem in einer deutlich kürzeren Bau- und damit Vorfinanzierungszeit. Ebenfalls von Bedeutung aber schwer messbar ist die hohe Aufenthaltsqualität in Holzbauten.


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