Kooperativ produktiv

von links nach rechts: Mag. Karl Platzer – nextsoft it GmbH, a.Univ.-Prof. Dr. Josef Küng - FAW, Dr.in Dagmar Auer – FAW, Josef Hubinger – Tischlerei Lidauer GmbH, Markus Traunmüller - ShopCrea GmbH, Christoph Schwingenschuh – Schwingenschuh Gesellschaft m.b.H. Quelle: nextsoft it GmbH
Präsentation des Kooperationsprojekte bei der „Langen Nacht der Forschung“ durch Frau Dr.in Dagmar Auer, FAW Quelle: privat
Phasen einer Produktionskooperation von der Kundenanfrage bis zur Montage. Quelle: nextsoft it Gmbh, JKU
Quelle: nextsoft it Gmbh, JKU

05.12.2016

Wie müssen Daten- und Materialfluss funktionieren, wenn sich drei Tischlereibetriebe zu einem Produktionsnetzwerk zusammenschließen? Ein Forschungsprojekt in Oberösterreich hat das untersucht.

Am Markt sind heute Schnelligkeit und Produktivität gefordert. Insbesondere kleinere Betriebe stellen die steigenden Anforderungen und der wachsende Wettbewerbsdruck vor große Herausforderungen. Um weiterhin vorne am Markt mitmischen zu können, haben sich drei oberösterreichische Tischlereibetriebe unter dem Titel „CoopPro“ zusammengeschlossen. Langfristig wollen die drei Unternehmen – die Tischlereien Schwingenschuh, Lidauer und ShopCrea – ihre Ressourcen bündeln und ein Produktionsnetzwerk aufbauen.

Im Rahmen eines vom Land Oberösterreich geförderten Kooperationsprojekts sollte dazu gemeinsam mit den IT-Spezialisten der Firma nextsoft ein weitgehend automatisierter, unternehmensübergreifender Prozess und Informationsaustausch entwickelt werden – und so eine funktionierende und langfristige Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen sichergestellt werden. Als wissenschaftlicher Partner steuerte das Institut für Anwendungsorientierte Wissensverarbeitung (FAW) aktuelle Erkenntnisse u.a. aus dem Bereich „Process Aware Information Systems" bei und begleitete die Projektpartner bei der Durchführung der Analysen und der Systemdefinition.

PROZESSE VERKNÜPFEN
„Kleinstrukturierte Betriebe können durch Arbeitsgemeinschaften ihre Kapazitäten besser nutzen, und zwar nicht nur in Sachen Ausstattung, sondern auch im Hinblick auf das Auftragsvolumen“, sagt Karl Platzer, der mit seiner Firma nextsoft das Projekt intensiv begleitet hat. Bisher wurde bei Auslastungsspitzen oder bei freien Kapazitäten in den Betrieben zum Telefon gegriffen und bei umliegenden Kollegen um Unterstützung angefragt, bis man fündig wurde. In der neuen Kooperation soll diese improvisierte und zeitaufwändige Vorgangsweise der Vergangenheit angehören. Ziel für das Projekt war der Aufbau eines firmenübergreifenden Netzwerks und die Definition einer Software, um alle Prozesse und die notwendigen Informationen automatisiert zu verknüpfen.

Die drei beteiligten Tischlereibetriebe beschäftigen zwischen zehn und vierzig Mitarbeiter und sind allesamt unter anderem im Bereich Ladenbau tätig. „Gerade in diesem Segment muss man viele Produkte schnell händeln und Projekte rasch umsetzen“, sagt IT-Spezialist Platzer. Wichtig sei deshalb die genaue Regelung des Material- und Datenflusses innerhalb und zwischen den Betrieben während einer Produktionskooperation (siehe Abb.).

ÜBERBLICK BEWAHREN
Die zentrale Herausforderung bestand nun darin, die für jeden Teilnehmer notwendigen Informationen zeitgerecht und firmenübergreifend zur Verfügung zu stellen. Stets den aktuellen Überblick über ein laufendes Projekt zu haben ist dabei auch im Sinne eine Qualitätskontrolle wichtig: Wer hat wann was bestellt? Wie weit ist ein bestimmtes Produkt im laufenden Fertigungsprozess? Dazu kommt die Notwendigkeit, die Projekte überbetrieblich zu kalkulieren und abzurechnen – dabei kann die Aufgabenteilung von Auftrag zu Auftrag variieren. „Wir sind stark in automatisiertem Datenverkehr. Im Rahmen des Forschungsprojektes haben wir deshalb versucht, die Prozesse in den einzelnen Firmen zu automatisieren und dabei auch Doppelgleisigkeiten auszuschalten“, erklärt Karl Platzer.

PRODUCTION CLOUD
Intelligentes Bündeln der Kapazitäten von KMU in Form von kooperativen Produktionsprozessen kann so zum Entstehen von schlagkräftigen „production clouds“ führen. Nach dem Vorbild des „cloud computing“ können in solchen Produktionsnetzwerken Kapazitäten dynamisch an den Bedarf angepasst werden. Nach außen hin zum Kunden tritt immer nur ein Koordinator in Erscheinung. „Die Vision hinter dem Projekt ist, dass kleine Produktionsbetriebe über die Zusammenarbeit und Vernetzung ihren Aufwand verkleinern können und sich so gleichzeitig auf jene Bereiche konzentrieren können, die sie gut beherrschen“, erklärt Platzer.

STRUKTUREN BÜNDELN
Wichtig war im Rahmen des Forschungsvorhabens, keinen Umstrukturierungsprozess in den Unternehmen auszulösen und somit zusätzlichen Aufwand zu erzeugen. Stattdessen sollten die vorhandenen Strukturen genutzt und durch entsprechende Softwarelösungen intelligent gebündelt werden. „Die Informationen müssen nutzbar gemacht werden, ohne sich um deren Beschaffung kümmern zu müssen", lautet eines der Prinzipien der Kooperationspartner. Berücksichtigt werden mussten dabei auch die Bereiche Datenschutz, Sicherheit und Systemkomplexität, um die Integrität der einzelnen Unternehmen zu wahren und trotzdem den Zugriff auf die notwendigen Daten wie Kapazitätsplanung, Materialfluss, Produktionsfortschritt, Qualitätssicherung etc. zu ermöglichen.

Ende September ist das geförderte Projekt ausgelaufen. Nach 18 Monaten intensiver Entwicklungsarbeit hat man damit nun die Grundlagen für ein weiteres gemeinsames Vorgehen in Richtung Kooperationsnetzwerk geschaffen. „Wir sind überzeugt, dass diese Produktionsnetzwerke die Zukunft im KMU-Bereich darstellen. Die in diesem Projekt entwickelten Lösungen stellen den Schlüssel zur langfristigen Zusammenarbeit unter den Tischlereibetrieben dar, bei gleichzeitiger Wahrung der Eigenständigkeit“, so IT-Spezialist Karl Platzer. In einem nächsten Schritt ist die Weiterentwicklung und konkrete Umsetzung unter den Betrieben geplant. (red/nextsoft)

---NETZWERKER GESUCHT---
Betriebe, die sich an einem Folgeprojekt zur Umsetzung des Produktionsnetzwerkes beteiligen wollen, können Sie bis Jahresende bei der nextsoft it GmbH melden. Kontakt: office@nextsoft.at


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